Schwäbisch Hall, die größte deutsche Bausparkasse, hat aufgrund der Niedrigzinsphase einen Ansturm auf Bausparverträge zu verzeichnen. Viele Kunden nutzen die gegenwärtige Situation aus und sichern sich, bevor eine Tarifumstellung erfolgt, noch günstige Verträge zu den alten Konditionen. Vorstandschef Matthias Metz spricht von einem glänzenden Geschäft, da sich viele Kunden noch vor der Senkung der Zinsen für Guthaben und Darlehen Verträge mit den noch geltenden höheren Zinssätzen gesichert haben.
Anstieg beim Schwäbisch Hall Neukundengeschäft
Gegenüber dem Vorjahr ist das Neukundengeschäft bei Schwäbisch Hall von Januar bis Juni bei den Bausparverträgen um rund ein Drittel gestiegen, was ca. 23 Milliarden Euro und 800.000 neue Verträge ausmacht. Im Vorjahr wurden in diesem Zeitraum nur 522.000 neue Verträge abgeschlossen.
Bei der Baufinanzierung stieg das Neugeschäft in der ersten Hälfte des Jahres um fünf Prozent, was ca. sechs Milliarden Euro entspricht. Bausparer erhalten bei Schwäbisch Hall ab sofort bei Bausparverträgen maximal nur noch Zinsen von 0,25 bis 0,75 Prozent gezahlt, doch kommen sie bei der Aufnahme eines Bauspardarlehens in den Genuss von geringen Zinsen von nur 1,5 Prozent. Mit dieser Sonderkonjunktur, die durch die Tarifabsenkung eingetreten ist, kann der deutsche Marktführer einen Rekordumsatz verzeichnen.
Bis zum Ende des Jahres 2013 wird das Bauspar-Neugeschäft voraussichtlich auf über 34 Milliarden Euro steigen, wie Metz annimmt. Dennoch ist mit Einbußen beim Ergebnis zu rechnen, da Provisionszahlungen fällig werden. Nach jahrelangem Abwärtstrend konnte Schwäbisch Hall im Jahr 2012 den Vorsteuergewinn um 3,3 Prozent steigern können, was 310 Millionen Euro ausmachte.
Eine solide Geschäftstätigkeit
Metz versicherte, dass der Wertbeitrag des Neugeschäfts positiv ist, doch sei Schwäbisch Hall von dem Ansturm an Bestands- und Neukunden beim Abschluss von Verträgen zu den alten Konditionen überrascht. Insgesamt seien die Geschäfte solide. Bei Baufinanzierungen liegt die Ausfallquote nur bei 0,2 Prozent der Kreditsumme.
Konkurrenz für Schwäbisch Hall, das zur genossenschaftlichen DZ Bank-Gruppe gehört, sind die LBS als Bauspartöchter der Sparkassen sowie BHW und Wüstenrot. Zuletzt erreichte der Sparkassenverbund einen Anteil von 38 Prozent am Bausparmarkt, der ca. 100 Milliarden Euro umfasst. Bei Schwäbisch Hall waren es rund 30 Prozent.
Die Niedrigzinsphase ist auszuhalten
Schwäbisch Hall sorgt sich nicht über die Niedrigzinsphase, die schließlich zu einer Umstellung der Tarife führte. Wie Metz sagte, hält Schwäbisch Hall die Niedrigzinsphase aus. Es sind lediglich 2,1 Prozent der Bausparverträge, die mit vier Prozent mehr verzinst werden müssen.
Der Anteil hoch dotierter Verträge bei Schwäbisch Hall wächst auf ca. 10 Prozent an, wenn man die Verträge hinzuzählt, die mit 3,5 Prozent verzinst werden. Gegenwärtig sind derartige Renditen am Kapitalmarkt nur noch schwer zu erzielen, denn die Umlaufrendite liegt bei 1,38 Prozent. Wie lange die Niedrigzinsphase noch anhalten wird, kann Metz nicht sagen.